Berlin,

Quedlinburger THW stützt in Berlin ab

Etwa 330 Anwohner von mehreren einsturzgefährdeten Gebäuden mussten in Berlin evakuiert werden. Das Quedlinburger Technische Hilfswerk, welches auf solche Fälle spezialisiert ist, wurde Montagabend zur Sicherung der Gebäude alarmiert. Die Arbeiten dauerten bis Donnerstag noch weiter an. Dass ESS zur Gebäudeüberwachung war sogar bis den darauffolgenden Dienstag im Einsatz. Anwohner bedanken sich mit Schriftzug auf Bettlacken. Der Grund für den immensen Schaden wird in unsachgemäßen Tiefbauarbeiten gesehen.

Starke Riss in den Hauswänden waren im Berliner Stadtteil Köpenick der Grund für die Evakuierung am Sonntag von rund 330 Anwohnern. Gas, Strom und Wasser mussten auch Abgeschaltet werden. Die Gebäude befinden sich in direkter Nähe zu einer voll Wasser gelaufenen Baugrube, in der ein Mehrfamilienhaus entstehen sollte. Nach einer Begutachtung durch einen Berliner Baufachberater des THW stand fest, dass einige Gebäude abgestützt werden mussten. Um die 15 Meter hohe Stützkonstruktion anbringen zu können, wurde die Baugrube mit leistungsstarken Pumpen entwässert.

Zeitgleich eilten 25 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des THW Ortsverbandes Quedlinburg zur Unterstützung der Berliner THW Ortsverbände nach Berlin. Die Quedlinburger sind gleich zweimal auf diesen Fall spezialisiert: Mit dem Einsatzstellensicherungssystem, einem Laser-gestützten Vermessungsgerät, überwachen sie auch am Mittwochabend noch millimetergenau die Bewegungen der betreffenden Gebäude, um gefährliche Gebäudebewegungen frühzeitig zu erkennen und somit die Einsatzkräfte möglichst frühzeitig zu warnen. Das System gibt es bundesweitet 16-mal beim THW und in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt nur in Quedlinburg.

Die zweite Spezialisierung der Quedlinburger ist das modulare Abstützsystem aus Holz (ASH), welches vor Ort eingesetzt wird und die Gebäude stabilisieren soll. Insgesamt vier 15 Meter hohe Stützböcke werden liegend auf der Straße zugesägt, montiert und anschließend mithilfe eines Mobilkrans aufgerichtet und mit dem Gebäude und dem Untergrund verbunden. Hierbei stellte die zusammengerutschte Baugrube eine weitere Herausforderung dar. Eine Spundwand auf der anderen Seite, die genau dies verhindern sollte, hatte sich deutlich in Richtung der Baugrube verformt und musste nach dem Abpumpen das Wassern mit Big-Packs stabilisiert werden.

Ebenso wurde für die Arbeiten an den Verbindungen mit dem Gebäude auf einen Arbeitskorb eines zweiten Mobilkrans zurückgegriffen, da keine Drehleiter der Feuerwehr aufgestellt werden konnte.

Das ASH ist in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt nur noch bei dem auch im Einsatz befindlichen Partnerortsverband Berlin Charlottenburg/Willmersdorf zu finden.

Der Einsatz, der für die ehrenamtlichen Quedlinburger vorerst bis Donnerstag im Schichtbetrieb andauerte, war kräftezehrend für alle Beteiligten. Umso überwältigender und motivierender war die Geste von Anwohnern, die seit Dienstag wieder ihre Wohnungen zurückkehren durften, die weiter von der Unglücksstelle entfernt waren. Sie hingen ein Bettlacken mit der Aufschrift „Ihr seid supergeil #THW“ und einem Herz aus dem Fester.

Aufgrund einer kontinuierlichen Schadensbeurteilung wurde festgestellt, dass für die Grube weitere Sicherungsmaßnahmen erforderlich wurden. Die betroffenen Seitenwände der Baugrube mussten mit massiven Materialeintrag stabilisiert werden. Dies übernahm eine Baufirma. Damit waren die Abstützarbeiten für das THW an der Einsatzstelle im Laufe des Donnerstags beendet.

Während der weiteren Sicherungsarbeiten, dem Teilverfüllen der Baugrube durch eine Baufirma, wurde im Rahmen der Amtshilfe für das Bezirksamt Treptow-Köpenick weiterhin das Einsatzstellensicherungssystem (ESS) bis zum Abschluss der Sicherungsarbeiten am folgenden Dienstag, den 09.02.2021 eingesetzt. Das lasergestützte Messsystem beobachtet weiterhin den anliegenden Gebäuden und Ränder der Baugrube, um die Bauarbeiter rechtzeitig bei massiver warnen zu können. Unterstützt wurden wir dabei durch den ESS-Trupp des Ortsverbandes Leipzig. Vielen Dank dafür.

Die Bezirksverwaltung Berlin Treptow-Köpenick sieht die Ursache in der unsachgemäßen Ausführung von Tiefbauarbeiten und in dem Nichtverfüllen der Baugrube, wie es die Senatsverwaltung bereits Anfang Januar gefordert hatte.

Vor Ort im Einsatz waren Kräfte vom ASB, DRK, der Polizei, der Berliner Feuerwehr, Netzbetreiber, BVG, Mitarbeitende des Bezirksamtes sowie Ortsverbände des Technischen Hilfswerkes aus Berlin Tempelhof-Schöneberg, Berlin Reinicke, Berlin Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Halle Saale und Quedlinburg.


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