Quedlinburg, 03.11.2018, von Tobias Heine

Explosion in Forschungslabor - Üben für den Ernstfall

THW OV Quedlinburg und der THW OV Magdeburg trainieren an einem ganzen Wochenende den Umgang mit chemischen, radioaktiven und nuklearen Gefahren. Das Übungsszenario spielt nach einer Explosion in einer Forschungseinrichtung bei der Schwefelhexafluorid austritt und ein radioaktiver Strahler freigesetzt. Obwohl sie den Umgang mit ihrer Technik und ihre Arbeit beherrschen, feilen sie weiter an dem Zusammenspiel der einzelnen Einsatzabschnitte.

Foto: Reiner Tiebe, THW OV QLB

Mit der Spezialisierung auf das Arbeiten unter chemischen, biologischen, radioaktiven und nuklearen Gefahrenlagen hat der THW Ortsverband Quedlinburg in Zusammenarbeit mit dem THW Ortsverband Magdeburg eine Vorreiterrolle im THW. Schnell können sich bei vermeintlich kleinen Unfällen derartige Gefahren entwickeln. Tausende Gefahrgutlaster sind tagtäglich auf der Straße unterwegs und es werden die verschiedensten Chemikalien verarbeitet und im Alltag verwendet. Was passiert, wenn dies außer Kontrolle gerät? Genau darauf haben sich am vergangenen Wochenende die Helferinnen und Helfer auf ihrem Übungsgelände vorbereitet:

Den Umgang mit den Spezialanzügen und die zulässigen Grenzwerte unterschiedlichster Strahlung sowie die Dekontamination haben die Helfer schon oft geübt. Bereits 2007 haben sie begonnen sich mit dem Thema zu beschäftigen.

An diesem Wochenende stand das Zusammenspiel der Teams und das Arbeiten im Einsatzszenario im Vordergrund. Ausgangspunkt war eine Explosion in einem Forschungslabor, die bislang unbekannte Substanzen und Strahlung freigesetzt hatte.

Oberste Priorität hatte zuerst das Erkunden und das Messen der Gefahrstoffen und der Strahlung an der Unfallstelle. Schnell wurde klar, dass es sich um zwei Hauptgefahren handelte. Ein fiktiver radioaktiver Strahler, der im Labor zum Röntgen von Metallen verwendet wird, wurde durch die Detonation aus seiner Abschirmhülle gerissen und verschüttet. Ausströmendes (fiktives) Schwefelhexafluorid erschwerte die Arbeiten, da es den überlebenswichtigen Sauerstoff aus der Luft verdrängt. So mussten die Helfer in voller Schutzausrüstung und mit Atemluftflasche eine herabgefallene Betondecke anheben und die Armierungsstähle mit dem Trennschleifer trennen. Nach einer Kernlochbohrung durch ein weiteres Deckenelement konnte der Strahler gefunden und wieder in seine dafür vorgesehene Schutzhülle gebracht werden.

Nach Absprachen mit der Laborleitung stellte sich heraus, dass ein nicht mehr zu öffnender Tresor ebenfalls einen Strahler beinhaltete, der unbedingt kontrolliert werden musste. So mussten die Kameraden diesen durch Autogenschweißtechnik und einem Trennschleifer öffnen.

Die große Herausforderung in solchen Lagen ist das reibungslose Zusammenspiel der einzelnen Einsatzabschnitte, die ineinandergreifen müssen, erläutert Volker Damköhler, Zugführer in Quedlinburg. Die Gefahrenlage erfordert die Nutzung von Spezialanzügen, die nur unter Hilfe angelegt werden können und kontrolliert penibel werden müssen. Das ist die Lebensversicherung der Helfer, die an der eigentlichen Einsatzstelle arbeiten. Während sie an der Gefahrenstelle arbeiten, kann sie niemand effektiv unterstützen. Sie sind die Augen und Ohren der Führung, da die Führungsstelle den Gefahrenbereich nicht betreten kann und nicht sehen kann, was vor sich geht. Zwar steht immer ein Rettungstrupp zum Sofortigen eingreifen bereit, aber vergessenen Werkzeug kann vor Ort zu einem großen Problem werden, weiß Damköhler zu berichten. Je nach Gefahr, kann die Absperrung mehrere hundert Meter entfernt sein. Somit kommt die Geräteablage, die zuständige Stelle, die für die reibungslosen Versorgung mit Werkzeug zuständig ist, ins Spiel. Diese müsse vorab genau wissen, was an der Gefahrenstelle gebraucht wird, ohne sie gesehen zu haben. Das Material muss soweit zusammengebaut und vollständig werden, dass es vor Ort schnell einsatzbereit ist. In den dicken Schutzanzügen sind filigrane Arbeiten, wie ein Kettenspannen einer Kettensäge nicht mehr möglich.

Auch nachdem sie ihre eigentliche Arbeit getan haben, müssen die Helfer wieder dekontaminiert und ausgezogen werden. Dabei darf kein Gefahrstoff beim Öffnen des Schutzanzugs ins Innere oder auf die Haut gelangen.

Lediglich in solchen komplexen Übungswochenende, in denen man alles von Anfang bis Ende einsatznah durchspielen kann, könne man noch Schwachstellen und Fehler gefahrlos aufdecken. Er ist stolz auf die Leistung des Teams und hat nur kleinen Kritikpunkte, resümiert Damköhler das Übungswochenende seiner CBRN Spezialeinheit.


  • Foto: Reiner Tiebe, THW OV QLB

  • Foto: Reiner Tiebe, THW OV QLB

  • Foto: Reiner Tiebe, THW OV QLB

  • Foto: Reiner Tiebe, THW OV QLB

  • Foto: Reiner Tiebe, THW OV QLB

  • Foto: Reiner Tiebe, THW OV QLB

  • Foto: Reiner Tiebe, THW OV QLB

Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.




Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: